Werkstattgespräch 2017 Pressebericht
Engagierte Bürger, die Vereine und leistungsstarke Betriebe sind die Säulen der Gemeinde, deshalb lädt der CSU-Ortsverein Wülfershausen mit Vorsitzendem Wolfgang Seifert einmal jährlich zu „Werkstattgesprächen“ ein, um Politiker mit Unternehmern vor Ort zusammenzubringen. Diesmal fand das Gespräch mit Staatssekretär Gerhard Eck im Beisein vieler Vertreter aus der örtlichen Geschäftswelt bei Martin Wirsing Betonbau statt.
Vom Einmannbetrieb bis zu aktuell 16 Mitarbeitern
Zunächst stellte Wirsing den Betrieb vor, den er 1994 als Beton- und Stahlbetonbaumeister als Einmannbetrieb gegründet hatte. Später wuchs das Mitarbeiterteam, inzwischen ist es auf 16 Arbeiter angewachsen. Die Firma bietet im Hochbaubereich vieles an, von Treppen, Brücken und Gebäudeteilen bis zu landwirtschaftlichen Bauten.
Eine eigene „Agenda 2025“ hat sich Wirsing aufgestellt, dazu gehören die Erweiterung des Betriebs, das Schaffen von Ausbildungsplätzen und die Vergrößerung des Maschinenparks.
Wirsing: Es fehlt an Nachwuchs
Wo ihn der Schuh drückt, teilte er Gerhard Eck mit: „Es fehlt an Nachwuchs und Fachkräften, die Altersstruktur wird sich aufgrund des demografischen Wandels auch nicht verändern.“ Deshalb wünsche er sich steuerliche Erleichterungen für die körperlich anstrengenden Handwerksberufe und die Senkung des Renteneintrittsalters für Bauberufe. Rechtssicherheit für Flüchtlinge hätte er gern, außerdem seien die Aufzeichnungspflicht und die Lieferung von statistischen Daten äußerst belastend, dazu kommen die Tachograph-Vorschriften, die nach Wirsings Meinung für kleine Betriebe auch außerhalb des 100 km-Radius entfallen sollten.
Schon sechsmal eingebrochen - Wirsing fordert mehr Polizeipräsenz
Wirsing plädiert für mehr Polizeipräsenz: Bei ihm wurde schon sechsmal eingebrochen, nur ein Diebstahl wurde aufgeklärt. Beim Thema Entsorgung schlage die Bürokratie besondere Kapriolen, wie später Gerhard Eck auch bestätigte. Der Fachverband der Bodengutachter sei hier als Lobby sehr aktiv gewesen, meinte Eck, allerdings aufgrund schlechter Erfahrungen mit illegalen Ablagerungen. „Bürokratie entsteht durch Missbrauch“, so Eck, dann werden Regelungen eingefordert. Allerdings müsse die Politik nicht „über jedes Stöckchen springen, das ihr hingehalten wird.“
Rente mit 67 auf dem Bau? Eck kennt sich aus
Wer körperlich schwer arbeitet, könne das nicht bis 67 durchhalten, das wüssten alle, die aus der Praxis kommen, wie er selbst, so Eck. Jobsharing wäre eine mögliche Lösung, zum Beispiel das Arbeiten an zwei Tagen pro Woche. Auf die Polizeipräsenz ging Eck unter anderem ein und bedauerte, dass einige Jahre aus Sparsamkeitsgründen keine Polizisten eingestellt wurden. Jetzt stocke der Freistaat mit 500 Polizisten jährlich auf, allerdings sind aufgrund des weiblichen Anteils auch mehr Beamte in der Elternzeit.
HWK-Präsident setzt auf Azubis
Handwerkskammerpräsident Walter Heußlein bestätigte in seinem Grußwort, dass er das Image der Handwerksberufe stärken und sich für einen effektiveren ÖPNV einsetzen will, damit Auszubildende besser zu den Betrieben kommen. Es sei wichtig, Ausbildungsplätze auf dem Land zu bieten, um die Abwanderung zu stoppen. Bezüglich des Tachographs machte er Wirsing für die nächste Zeit keine Hoffnungen. Es sei schon schwer genug gewesen, die 100 km-Regelung durchzubringen.
Wie zuvor Eck, lobte auch stellvertretender Landrat Josef Demar die mittelständischen Betriebe sowie Wülfershausen als eine Vorzeigegemeinde.
Orstumgehung Saal und der Windpark waren auch Themen
„Wer Arbeit findet, der bleibt auch hier.“ Bürgermeister Schön bedankte sich für die klaren Worte des Staatssekretärs bei einem Gespräch mit dem Nachbarbürgermeister Norbert Bauer, in dem es um die Ortsumgehung Saal ging. Die Südvariante komme nicht infrage, hatte Eck klargemacht. Momentan werde die Nordumgehung geprüft, wobei das Wülfershäuser Gewerbegebiet nicht eingeschränkt werden soll.
Zweiter Wunsch an den Staatssekretär: Er solle sich erkundigen, warum der Bau des Windparks Wülfershausen/Wargolshausen trotz gewonnener Prozesse immer noch nicht starten kann. „Woran hängt es denn jetzt noch?“, fragte Schön. Die Gemeinde stehe dahinter, fast alle sind dafür. „Wir verzweifeln fast und die Gesellschafter auch“, so der Bürgermeister. Die Gemeinde sei stolz auf ihr Gewerbegebiet, fügte Schön abschließend an. Er hoffe, dass Eck gute Eindrücke mit nach München nehme.
Ist ein Lärmschutz-Wall an der Bundesstraße möglich?
In der Fragerunde regte Heußlein an, die Nachfolger im Familienbetrieb wie einen Existenzgründer zu behandeln. Ein Anwohner sprach den Lärmschutz an der B 279 an und fragte, ob ein Wall möglich sei. Im Zuge der Arbeiten an der Ortsumgehung könnte ein Wall mit dem Aushub gebaut werden, er werde das prüfen lassen, sagte Eck.
Text und Bild: Regina Vossenkaul
Bericht in der Main-Post vom 19.03.2017
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